Die Jeux Dramatiques in der Schule

Lernen wirkt nachhaltig bis ins Alter, wenn es in Freude und Begeisterung passiert.

Einfach spielen, mit all seinen Fassetten, ist das Ziel der Jeux Dramatiques. Gleichzeitig bringt dieses nonverbale miteinander Tun Stockendes wieder in Fluss, es fördert die Kreativität, macht Spaß, bringt Lösung und Gesundung für manche Probleme und letzt Endes Ordnung ins Klassengefüge.

Durch den Aspekt, ich kann so sein wie ich bin, zeigen sich die Kinder in ihren Fassetten und Fähigkeiten. Sie können sich in verschiedenen Rollen erproben, ohne dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Jede Rolle eröffnet dem Kind unterschiedliche Erfahrungsebenen. In den Jeux Dramatiques sind alle Gefühle erwünscht und erlaubt.

Gerne gewählte Themen und Projekte sind:
Das Leben im Mittelalter, Graz von der ersten Ansiedelung bis ins Jahr 1480, die Entwicklung der Schrift, historische Themen, historische Romane, Antike Mythen, Männer- und Frauenrollen, Märchen, Sagen, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, die kleine Hexe, der kleine Ritter Trenk, ein Elefant für Muthu, Bilderbücher, Märchen aus 1001 Nacht, der Umgang mit Aggressionen, die 4 Elemente, das Leben im Amazonas-Urwald, in der Wüste, in Indien,…. Bilder aus der Kunstgeschichte erwachen zum Leben, der Tiger ist los,……

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Die Jeux Dramatiques eröffnen den Kindern im Spiel eine Bandbreite von Faktoren, die Begegnungen gelingen lassen. In einer ihnen wohlwollenden Atmosphäre können die Kinder experimentieren. Sie können sich in verschiedenen Rollen erproben, ohne dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Jede Rolle eröffnet dem Kind unterschiedliche Perspektiven, die wiederum spannend sind. So kann für ein Kind nach dem Erleben einer Rolle alles geklärt sein, während ein Anderes sich lange Zeit mit der gleichen Rolle beschäftigt.

Z.B.:
Das Mädchen, das die Hundemutter gespielt hatte, ist nach dem Spiel verzweifelt. All ihre acht Kinder hatten sie genervt. Sie hatten nie das gemacht, was sie, die Hundemama wollte. Sie waren nicht schlafen gegangen und nur weggelaufen. Das ganze Spiel war mühsam gewesen. Auch die Hundekinder waren genervt. Die Mutter hatte sich nie wirklich um sie gekümmert, stattdessen hatte sie ihnen alles verboten.

Als Zuschauer sehen wir sofort, es waren einfach zu viele Welpen. Die Spielerin selber hat den Verdacht, es lag am Hund. Im nächsten Spiel ist sie eine Katzenmutter mit acht Kätzchen. Wieder spielt sich das Gleiche ab. Das Mädchen wechselt noch einige Male die Tierart, bis sie schließlich die Anzahl der Kinder verringert. Im Laufe dieser Spiele konnte sie viele Erfahrungen als Mutter machen. Sie erlebte sich gebend, lernte zu organisieren, Arbeit abgeben, … Irgendetwas am Muttersein war für das Mädchen so spannend, dass sie sieben Einheiten damit experimentierte.

In den Jeux Dramatiques sind alle Gefühle erwünscht und erlaubt. Der achtsame Umgang damit ermöglicht den Kindern eine wertfreie emotionale Entladung. Gemeinsames Erarbeiten von Stücken aus winzigen Impulsen öffnet sie für logisches Denken, spornt ihre Phantasie an, sozialisiert sie und lässt sie bewusst handelnd werden. Das Nachgespräch verdichtet die Eindrücke und macht neugierig auf neue Rollen, auf neue Aspekte der eigenen Person, des Lebens.

Ein Kind, das viele Spiel – Lebenserfahrungen macht, kommt auf seinem Lebensweg ein großes Stück vorwärts. Es hat, in einem geschützten Rahmen, immer wieder intensiven Kontakt mit seinen Gefühlen und erfährt, dass dies für sich und im Austausch mit den Anderen positiv ist.

Schulklassen sind Gruppen mit speziellen Bedingungen:
Aus dem Buch die Jeux Dramatiques in der Grundschule:

  • Die Anzahl der Gruppenmitglieder ist relativ groß.
  • Alle Teilnehmenden sind im ähnlichen Alter, auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe, mit ähnlichen Bedürfnissen, Befürchtungen und Bewältigungsstrategien.
  • Sie haben die gleichen Lernanforderungen, aber unterschiedliche Intelligenz, Reife, Konzentration, Konfliktbewältigung, Lösungsorientierung und Sprachliche Entwicklung.
  • Alle Gruppenmitglieder sind vom Elternhaus abhängig.
  • Die Kinder müssen in dieser Klassenzusammensetzung viele Stunden am Tag, räumlich begrenzt, miteinander auskommen.
  • Den Kindern steht als erwachsene Bezugsperson meist eine Person gegenüber.

Diese großen Spielgruppen bringen durch die obig genannten Vorbedingungen im Spiel intensive Energien zu Tage. Ein Spielimpuls zum Thema „wo ist mein Platz“ kann in einer Klassen bis zu fünfzehn und mehr Kinder betreffen, die mit ihren Emotionen auf den Spielimpuls reagieren. Gleichzeitig steigt mit der Größe der Gruppe die Bandbreit an Spielideen und Lösungsmöglichkeiten. So kann ein Kind mit einer wichtigen Lebensfrage wie z.B.: „wo ist mein Platz?“, im Spiel andere Kinder mit ähnlicher oder gleicher Fragestellung erleben. Das Kind sieht die Mitspielenden mit diesem Thema experimentieren. So motiviert, getraut es sich Plätze auszuprobieren. Direkt miterlebte Lösungen spornen zu neuen Lösungen an.

Die Kinder lernen im Spiel:

  • Sie lernen im Spiel Begebenheiten von mehreren Seiten zu betrachten.
  • Sie erfahren, dass jede Seite wiederum mehrere Perspektiven hat.
  • Sie lernen sich etwas vorzunehmen, es kreativ umzusetzen und zu reflektieren.
  • Um das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, brauchen sie nicht den Halt der Bewertung.
  • Sie erfahren durch eigenes Handeln viel über sich selbst.
  • Sie lernen Kontakt aufzunehmen und ohne Sprache zu kommunizieren.
  • Sie lernen sich nonverbal auszudrücken und Stellung zu beziehen.
  • Sie werden mutiger im Ausprobieren von Handlungen.
  • Sie lernen Systeme und Ordnungen zu erfassen.
  • Sie werden gelassener, wenn es Konflikte gibt.
  • Sie erfahren sich als Gruppe und als Teil eines Systems.
  • Sie legen das „ich möchte gern Verhalten“ ab und sind, was sie sind.
  • Sie lassen sich nicht mehr alles bieten.
  • Sie werden freundlicher im Umgang miteinander.
  • Sie können Defizite aufarbeiten.
  • Sie sehen, den Mitspielern geht es auch so, das verbindet.
  • Sie können an Grenzen gehen, ohne Schaden zu nehmen.
  • Sie erkennen ihre Ressourcen und lernen sie zu nützen.
  • Sie erleben sich geachtet und angenommen und integrieren diese Haltung anderen gegenüber.
  • Sie verzichten auf Wut und Aggression, um sich zu behaupten.