Projekte der letzten Jahre 

Jeux Dramatiques Festival für Erwachsene:

Eine Zusammenfassung meines Workshops aus dem 6. Jeux Dramatiques Festival im Bildungshaus Retzhof „ Selber Stroh zu Gold spinnen“ sich klein halten bringt der Welt nichts, mit dem Titel:

Ich bin nicht nur sondern auch (I bin net nur sondan a)

Vom Umgang mit den eigenen Ressourcen (Wie mas händelt, mit dei eiganan Mittln) Jeux Dramatiques und Aufstellungsarbeit.

Die Themen für die drei Einheiten lieferte unser Text der Einladung. So begannen wir mit „ ich bin“. Übten und füllten unseren Platz mit unserem Namen. Reisten nach Nordamerika zu einem Indianerstamm und erfuhren, wie es ist, wenn einer aus dem Stamm einen neuen Namen bekommt.

Aufgestellt zeigte sich: Durch die Bedeutung, die die Eltern dem Namen geben, entsteht eine Beziehung von der Person zum Namen. Gleichzeitig zeigte sich die Präsenz des ersten Namens bei mehreren Namen.

„Ich bin nicht nur“ Ich, meine Rollen und was wir täglich erfüllen. Wir begannen nach der Blitzlichtrunde und den Resten von gestern mit einer Übung zum Thema wohlwollendes Anschauen. Dies lässt sich gut zu zweit erfahren. Nach dem Austausch stimmte uns Reinhard May mit dem Lied „Ich bin“ zu einer zweiten Übung ein. Jetzt ging es ums Erzählen und wohlwollenden Zuhören. „Ich kann gut“. Diese Übung brachte viele Erkenntnisse, ermöglichte Staunen und die Bereitschaft sich auf „nicht nur“ einzulassen. Fotos, die uns Menschen in tätiger Beziehung zeigten, luden ein, unser Können in Rollen und Beziehungen zu kleiden. Im Spiel erlebten wir das Auf und Ab des Lebens.

Die Aufstellung dazu: Wir stellten zuerst das Ich, das Nicht, das Nur, ein Gegenüber auf. Eine wesentliche Erkenntnis daraus war: Das Nicht ist wichtig für die Beziehung zum Gegenüber, wenn es nicht den Blick verstellt. Das Selbst und die Zeit die zwischen dem Ich und dem Gegenüber wirkt rundeten die Aufstellung ab.

„Ich bin nicht nur sondern auch“ Ich und meine Aufgaben
Wie verhält es sich mit unseren Aufgaben, den großen und den kleinen? Dazu hörten wir die Geschichte „Der Himmel ist blau“. Diese Geschichte spielten wir klassisch zum Text und erfuhren daraus: „Wenn es meine Aufgabe ist, erkenne ich sie und greife ohne langes Denken danach.“ Der Rückhalt von Menschen ist nicht vordergründig, aber trotzdem wichtig.

In der Aufstellung: Wir stellten zuerst das System, das Sondern, die Aufgabe und drei Menschen auf. Dann ergänzten wir mit der Initiative. Dabei erfuhren wir: „Wenn man seine Aufgabe erkennt, hat man Angst. Ein rigides System kann man nicht sanft verändern. Alle die zu einem System gehören, bedanken sich für etwas, das sie gelernt haben. Das System wird zur Verarbeitungsaufgabe.“ Hier endete unser Workshop.

Wir hatten dem „Ich bin nicht nur sondern auch“ Raum gegeben und so erfahren wie es möglich wird, mit den eigenen Ressourcen Stroh zu Gold zu spinnen und sind gemeinsam ein Stück gewachsen, denn sich klein halten bringt der Welt nichts.

Waltraud Kristandl und Marion Seidl-Hofbauer

Das Kinder Jeux Dramatiques Festival:

Eine Zusammenfassung des erarbeiteten Stücks der Integrationsklasse Waltendorf, aus dem 5. Jeux Dramatiques Festival für Kinder im Tanz Theater Zentrum Graz“ mit dem Titel „Weg damit“ Geschichten der Brauch und Wegwerfgesellschaften im Mehrgenerationenkontext 2013/2014.

2014 der rote Faden Menschlichkeit

Beginn: Josef Hofer, ein alter Mann, sitzt im Altersheim. Eine Frau kehrt um ihn herum. Er räumt eine Lade aus. Sie geht auf ihn zu und kippt die Sachen in den Mülleimer. Er holt ein rotes Knäuel wieder heraus. Sie will, dass er es wegwirft. Er schüttelt den Kopf und erzählt folgende Geschichte:
Damals 1945 / 46 da sind die Leute aus dem Krieg zurückgekommen, da hat die Geschichte mit dem Faden begonnen.

Das Dorf war zu dieser Zeit fast verlassen. Nur Josefs Vater lebte da. Dann kamen langsam die Leute zurück. Zuerst die vier Sparschwestern, dann die junge Schneiderin, der ältere Sohn vom Hofer. Herr und Frau Huber, die beiden Bäckerbrüder, die drei Tischler und dann noch die Schwester der Schneiderin und die Buben, einer vom Bäcker einer vom Tischler. Sie alle sind froh wieder heil zurückgekommen zu sein.

Ein Polizist wird hier her versetzt. Es sind Bezugsmarken für Lebensmittel zu erhalten. Der Polizist vergibt sie. Der Schwarzmarkt blüht, wobei, durch den Geldmangel bedingt, oft teure, über den Krieg gerettete Kostbarkeiten gegen eine kleine Menge an Lebensmitteln den Besitzer wechselten. Langsam nähert sich der Bäcker dem Friseurgeschäft. Er weiß, dass Frau Huber noch Mehl hat, in seiner Hand hat er die Kette seiner Großmutter. Es dauert nicht lange, da kommt der Herr Auer mit einem Sack Mehl zurück. Frau Huber lässt eine schöne Kette in die Kommode gleiten.

Gerade jetzt kommt Josef, der während der Heimreise aus der Schweiz von seinem Bruder getrennt wurde, im nächsten Ort an. Das letzte Wegstück geht er zu Fuß. Im Wald entdeckt er den Kater vom Friseur Huber. Der Bub bemüht sich um das Tier, fängt es und nimmt es in den Ort mit. Der Friseur ist voller Freude und bedankt sich bei dem Buben. In seiner Freude will der Friseur dem Kind etwas schenken. Da kommt die Schneiderin bei der Tür herein. Sie will im Tausch für eine rote Strickjacke die Haare frisiert bekommen. Während er sich die Jacke ansieht, hat er eine Idee. Er frisiert die Schneiderin und bringt anschließend die Jacke zu den Sparmädchen. Sie sollen die Jacke auftrennen und die Wolle waschen. Sie machen sich auch gleich an die Arbeit. Sobald sie damit fertig sind, bringen sie die Knäuel zum Friseur zurück. Er handelt mit ihnen und verspricht ihnen einen neuen Haarschnitt.

Dann geht der Friseur Huber zum Lebensmittelgeschäft und schenkt dem Buben die rote Wolle für die Errettung des Hundes. Vater Hofer ist stolz auf seinen Sohn, steckt die Wolle in einen Rucksack und schickt den Buben zu den Sparmädchen, um ihm einen Pullover stricken zu lassen. Der Bub freut sich springt und hüpft. Er holt ein Knäuel aus dem Rucksack, wirft es hoch fängt es, wirft es hoch. Da fällt es zu Boden und rollt in den Wald.

Josef rennt nach und findet sie vor einer Eisentür. Die Tür schaut aus, als ob sie direkt in den Hang führt. Sie ist einen Spalt offen. Neugierig macht er einen Schritt ins Innere. Da fällt die Tür mit einem lauten Knall zu. Die Menschen im Ort hören es und kommen gelaufen. Was ist los? Was ist passiert? Sie sehen die Tür und ein Stück des roten Fadens. Herr Hofer erkennt sofort die Wolle und versucht die Tür aufzubrechen. Josef, wo bist du? Nun rufen auch die anderen. Die Tür lässt sich nicht öffnen. Schließlich gehen die Menschen, um Werkzeug für das Aufbrechen der Tür zu holen. Als Josef wach wird, liegt er auf dem Boden einer Bushaltestelle.

2014

Benommen steht der Bub auf. Schaut sich um. Es ist kein Wald hier. Er ist in einer Stadt. Die Leute sind anders als zu Hause. Sie reden laut und dauernd mit sich selbst und geben sich selber Antworten zu nicht gestellten Fragen. Auch die Kinder sind so. Sie gehen herum, halten etwas ans Ohr oder wischen an dünnen Schachteln herum. Da kommt ein Bub auf ihn zu. Er spricht ihn einfach an. Der fremde Bub wundert sich über den seltsamen Kerl mit der Wolle. „Was willst du damit? Willst Du etwas basteln?“ Josef ist schockiert. „Basteln? Nein, ich such die Strickmädels, damit sie mir daraus einen Pullover stricken.“ So etwas hat der andere noch nicht gehört. „Wie heißen die Mädels?“ „Spar“, sagt Josef. „Ich bin übrigens der Kevin“, stellt sich der Bub vor. „Ich google dir die Mädchen. Also Spar gibt’s echt viele. Machen die auch etwas Besonderes, wie tanzen oder singen.“ Als er nichts findet, sagt er: „Hast Zeit? Komm mit, ich frag meinen Bruder“. Die beiden gehen an einigen Häusern vorbei. Beim Bäcker klopft gerade sein Bruder. Er ist aus Wien gekommen, um hier in der Stadt einen Greenpeace stand in der Nähe der Textil – Firma aufzustellen. Jetzt möchte er sich vom Bruder Tisch und Sessel dazu ausborgen. Die beiden reden miteinander, schließlich zieht er mit den Sachen los. Der Bruder bleibt etwas verunsichert zurück. Auf dem Platz aber treffen die beiden Buben diesen Mann, wie er gerade seinen Stand aufbaut. „Habt Lust zu helfen?“, fragt er sie. Sie helfen Ihm und er erzählt ihnen von den giftigen Aufdrucken auf Tshirts. Beide Buben sind empört. Schließlich verabschieden sie sich. Kevin und der Mann tauschen ihre Telefonnummer. Die Buben gehen zu Kevin nach Hause. Sie erzählen die Geschichte mit der Wolle. Der Vater schaut im Internet, findet aber auch nichts. Schließlich meint der Bruder, „kauft halt einen Pullover im Ausverkauf, so etwas kostet doch heute eh nichts mehr. Ein paar Euro vielleicht.“

Der Vater gibt ihnen einen 10 € Schein. Die Buben gehen los. Da steht Fabrik Abverkauf. Das ist sicher billig. Die beiden gehen in das Geschäft. Hinter dem Raum gibt es Hallen und Produktionsräume. Irgendwie ist kein Mitarbeiter zu finden. Die Buben spähen hinein. Sie sehen viele Tshirts herumliegen. Sie gehen und schauen, achten wenig auf die Zeit. Plötzlich merken sie, dass sie eingeschlossen sind. Es ist still geworden, die Leute sind nach Hause gegangen. Verflixt, jetzt brauchen wir Hilfe, wenn uns da der Nachtdienst findet, gibt’s Ärger mit der Polizei. Was tun? Da erinnert sich der Bub an den Greenpeace Typen und ruft ihn an. Der kennt sich zuerst nicht aus, will seine Ruhe und legt auf. Kevin ruft ihn nochmals an. Als er hört wo Kevin ist, macht sich auf den Weg zu den Buben. Über das Handy gibt er Anweisungen. Schließlich holt er noch seinen Bruder und den Vater des Buben. Sie kommunizieren über das Handy.

Da hat der Greenpeace Aktivist eine Idee. „Sag, Du könntest doch mit dem Handy Fotos machen.“ Dem Vater wird ganz anders. Schließlich machen die Buben all die Fotos, die die großen brauchen. Die Erwachsenen sind angespannt und erleichtert, als sie sehen, dass die beiden Buben über eine Dachrinne runter kommen. Alle sind froh, dass es gut gegangen ist, und machen sich auf den Heimweg.

„Komm mit zum Schlafen“, sagt der Bub, während der Greenpeace Aktivist mit verschiedenen Stellen telefoniert. „Ja da ist uns ein Schnippchen geglückt.“ Während die beiden Buben tief schlafen arbeiten der Greenpeaceaktivist mit Kevins Bruder am PC. Über Facebook haben sie die Informationen der Nacht gepostet.

Am nächsten Morgen hört man in allen Medien, dass der Konzern gezwungen wurde, die Tshirts mit den Aufdrucken zurück zu nehmen. Auf dem Weg zur Schule erkennt der Bub das Stück Wald wieder. „Ich glaube das ist der Wald, wo die Tür ist.“ Kevin begleitet ihn. Sie finden die Tür und verabschieden sich. Der eine geht in die Schule, der zweite betritt zögernd den Spalt der Türöffnung. Da hört er bereits die Rufe des Vaters, ein lauter Knall und die Tür ist offen. Die Leute aus dem Dorf holen ihn heraus. Die Freude ist groß.

Wieder im Altersheim. „Verstehen Sie jetzt, warum mir der rote Faden so wichtig ist. Dem Faden ist es zu verdanken, dass wir diese giftigen Aufdrucke losgeworden sind  und außerdem wie viele Menschenleben sich dadurch gekreuzt haben.“ „Herr Hofer, sie sind mir ein Geschichtenerzähler, also geben sie das Knäuel her, jetzt kann ich es auch nicht mehr wegschmeißen.“