Die Jeux Dramatiques und Menschen mit Behinderung

Die Tiefe ist im Klaren und Heiteren (Hermann Hesse)

Es geht in den Jeux Dramatiques nicht darum, einen Spielimpuls intellektuell zu erfassen, ihn zu lösen, sondern ihn von den Gefühlen her zu erleben. Dieser Anspruch öffnet uns in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung viele Möglichkeiten des gemeinsamen Agierens. Das Spiel ermöglicht den Spielenden Erfahrungen aus dem eigenen Leben nachzuempfinden und daraus reflektierende Gefühle in Handlungen und Begegnungen auszudrücken.

So erprobt sich der Spielende in der gewählten Rolle

  • im Umgang mit Konflikten, z.B.: Der Drache will die Prinzessin aus dem Schloss stehlen.
  • mit neuen Situationen, z.B.: Die Prinzessin will entführt werden.
  • mit Begegnungen und Beziehungen, z.B.: Die Prinzessin trifft den Drachen, der ist nun gar nicht mehr wild, sondern beschützt sie.

Die Basis und der Ausgang für ein Spiel sind die Emotionen, die Gefühle, die Lebenserfahrungen der Spielenden.

Gerne gewählte Themen und Projekte sind:

  • Der Jahreskreislauf, die 4 Elemente, Märchen, Tiere im Wald,
  • auf der Wiese, im Wasser, das Leben am Bauernhof, im Wald,
  • in der Stadt, der Urlaub, der Geburtstag, ein Arztbesuch,
  • im Zoo, Bilderbücher, Bilder aus der Kunstgeschichte, selbst Gemaltes,
  • Geschriebenes,…
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Die Grundprinzipien und Grundmotive der Jeux Dramatiques begünstigen den Spielaufbau und das Setzen der Spielimpulse in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung.

Grundprinzip: Vom Ich zum Du

Das Ich bekommt Zeit, niemand wird gedrängt jeder darf sich zum Du hin entwickeln. In verschiedenen Spielsequenzen kann das Kind, der Mensch mit dem Ich in unterschiedlichen Rollen experimentieren. Solange bis zum Du gestrebt wird, weil das Ich etwas braucht, nach etwas verlangt, erkannt werden möchte, etwas geben, etwas nehmen möchte. Einzel- und Paarspiele zu unterschiedlichen Themen begünstigen diesen Prozess. Trotzdem ist es offen und möglich im Ich zu bleiben.

Grundmotiv: Ruhe – Aktivität – Ruhe

Auf dem guten Platz verweilen, sich wegbewegen, gesehen und sprachlich unterstützt werden, wieder zurückgehen, sind erste Spielwünsche. Es ist eine erste kurze Spielgeschichte vom Aktiv werden. Diese einfache Spielform bringt Sicherheit und lässt die Freiheit für den Einzelnen offen. Wann geht die Person los? Wie lange und wohin geht sie? Was macht sie da?

Geschehen und Entstehen lassen

Es darf sich alles entwickeln, aber es muss nicht. Es darf alles seine Zeit brauchen. Auch der Zustand, in dem nichts passiert. Geht es in die Aktion, darf diese einfach entstehen. Es gibt dabei keine richtige Reaktion und keine falsche. Es entsteht im Tun eine einfache und direkte Form von Geben und Nehmen als Kommunikationsfluss.

Erleben – Erkennen – Benennen – Integrieren

Einfaches Erleben motiviert den Menschen zur Wiederholung. Das Wiederholen einfacher Handlungen oder gespielter Rollen gibt ihm Sicherheit. So sicher im Spiel stehend wird es leicht Rituale, Themen, Rollen und Handlungen wieder zu erkennen, sie vielleicht sogar zu benennen. Der Schritt vom Spiel in den Alltag ist gut vorbereitet. Es bedarf eines auftretenden Gefühls, einer Handlung und die Erinnerung an das erlebte Spiel ist da, und wartet darauf integriert zu werden. Ein Entwicklungsprozess vom Erleben über das Erkennen und Benennen bis hin zum Integrieren in den Alltag hat begonnen.